Mit der Rückkehr Vaters aus dem Gefängnis, begann mein Leidensweg, der mich so nachhaltig geprägt hat. Meine Eltern hatten schon längst getrennte Schlafzimmer, offenbar konnte niemand das Schnarchen meiner Mutter ertragen. Wir Kinder hatten alle im oberen Bereich eine Kammer als Zimmer bekommen. Gewohnt haben wir im ersten Stock und in die untere Etage war Tante Hanna selbst eingezogen. Ich hatte die kleinste Kammer von allen. Mir gegenüber hatte Vater seine Schlafkammer, rechts daneben seine Hobbykammer mit einer großen Eisenbahnplatte. Meine Brüder hatten die beiden Kammern zu meiner Linken.

Ich war, seit ich denken kann, immer der kleine Liebling meines Vaters. Er war stolz auf mich, denn mit meinen blonden Locken war ich ein hübsches Kind. Außerdem war ich normal entwickelt, was man von meinen Brüdern nicht sagen konnte. Sie waren geistig zurückgeblieben und nicht in der Lage, richtig zu reden. Sie waren nicht die Kinder zum Vorzeigen. Mich aber konnte man vorzeigen und so nahm mein Vater mich auch überall mit, zu Oma, zu Eisenbahnausstellungen. Er war ja ach so vernarrt in seine Tochter, dass niemand irgendwann Verdacht schöpfte, wenn ich allein mit ihm zusammen war. Es war deshalb auch völlig normal, dass er mich ins Bett brachte. Meine Brüder wurden nicht ins Bett gebracht und aus diesem Grunde fühlte ich mich anfangs geschmeichelt, dass man mir zum einschlafen eine Geschichte erzählte und ein Küsschen gab.

Immer häufiger legte sich Vater zu mir ins Bett, kam unter meine Bettdecke und streichelte mich an allen möglichen  Stellen. Er sagte, es sei unser Geheimnis und ich dürfte niemanden etwas erzählen, sonst hätte er mich nicht mehr lieb. Aber er war doch der einzige, der mich lieb hatte. Ich bekam Angst, es irgendjemanden zu erzählen, nicht nur, weil er mich sonst nicht mehr lieb hatte. Vielleicht habe ich damals schon gespürt, dass es falsch war, was wir taten. Irgendwann verlangte er dann auch, dass ich das selbe bei ihm tun sollte. Er nahm meine kleine Hand und legte sie um seinen Penis. Er hielt sie fest und ich musste sie immer nach oben und unten bewegen, solange bis irgendwelches weises, klebriges Zeug aus ihm herausquoll. Danach stand er auf und ging und ließ mich mit so vielen nie ausgesprochenen Fragen zurück. Ich war erst 5 Jahre und ich verstand die ganze Welt nicht mehr. Immer häufiger kam es vor, dass er mich am Wochenende zur Mittagszeit in seine Kammer holte. Alle anderen hatten sich zu einem Mittagsschlaf hingelegt. So konnte er sichergehen, dass sein kleines Geheimnis mit mir nicht auffliegen würde. Aber er verlangte mehr von mir. Jetzt reichte es ihm nicht mehr, sich von mir mit der Hand befriedigen zu lassen. Ich musste seinen ekelhaften Pimmel in den Mund nehmen und ihn solange zufrieden stellen bis sich sein Sperma in meinem Mund ergoss. Diesen unsagbaren Ekel konnte ich nie vergessen und trotzdem tat ich es. Ich konnte mit niemanden darüber sprechen, ich hatte Angst vor dem, was dann hätte passieren können.

Höhepunkt dieser Widerwärtigkeiten war mein 7. Geburtstag. Mein Schulanfang war gerade erst eine Woche her und ich war die erste in der Klasse, die Geburtstag hatte. Solche Festtage wurden bei uns in der Regel kaum gefeiert, trotzdem lud ich mir eine Freundin, welche ich schon aus dem Kindergarten kannte, ein. Kaum das wir Kaffee und Kuchen hinter uns gebracht hatten, nahm uns Vater beide mit in sein Kämmerlein, nur um meiner Freundin zu zeigen, was es dort alles zu sehen gab. Ein Vorwand, wie sich schnell herausstellte. Offenbar besaß nicht nur ich keinen Mut, laut zu protestieren, sondern auch meine Freundin war nicht in der Lage, sich ihm entgegen zu stellen. Und so tat er dann mit uns beiden das, was er für gewöhnlich nur mit mir tat. Er genoss es förmlich, sich von zwei kleinen Mädchen zum Höhepunkt treiben zu lassen. Unter größter Geheimhaltung entließ er uns später, fest in dem Glauben, ihm könne nichts passieren. Aber er hatte sich selbst eine falsche Rechnung aufgemacht. Es hat nur wenige Tage gedauert, bis ich merkte, wo sein Fehler lag. Meine Freundin erzählte alles zu Hause.

Es war gerade große Pause. Wir nahmen das Frühstück gemeinsam im Klassenraum ein. Ich trank meine Vollmilch, als plötzlich ein fremder Mann in der Klasse auftauchte und ich mit ihm kommen musste. Ahnungslos und völlig überrascht ging ich mit zu seinem Auto und er fragte mich, ob ich das Auto fahren vertragen würde. Darauf konnte ich nicht antworten, war ich bis dahin doch niemals mit dem Auto gefahren. Wir fuhren nach Glauchau ins Amtsgericht, wie ich erst später erfahren habe. Meine Freundin war bereits dort, als ich ankam. Wir mussten uns beide auf eine Holzbank in einer Art Sekretariat setzen und ziemlich lange warten. Dabei haben wir noch verhältnismäßig viel Spaß gehabt und rumgealbert. Nach einer Weile wurden wir getrennt in ein Zimmer geholt und mussten erzählen, was sich zu meinem Geburtstag ereignet hatte. Natürlich wurde ich eingehender nach Vater befragt. Die Antworten kenne ich nicht mehr, aber es waren offensichtlich die richtigen, denn danach geschah etwas.

Ich wurde wieder nach Hause gebracht, wo aber niemand war. Der Mann fuhr mit mir an verschiedene Orte, bis er schließlich meine Mutter fand und sie über die Ekelhaftigkeiten Vaters aufgeklärt wurde. Zu Hause war Vater nicht mehr. Ihn mussten sie schon eher abgeholt haben. Ich hatte geglaubt, damit sei die Sache für mich vorbei, aber es kam anders. Ich wurde beschuldigt, meinen Vater verführt zu haben und ich sei daran schuld, dass er nicht mehr da ist, und das von meiner eigenen Mutter. Vorwürfe , die ich nicht verstand, weil ich glaubte, dass richtige getan zu haben. Jeder schlug sich auf die Seite von Mutter- meine Geschwister, meine Omas. Ich war plötzlich der Buhmann der Familie. 

Die Inhaftierung Vaters ging ziemlich schnell und der ganze Rummel um mich wurde weniger. Es waren nur ein paar Tage im September 1978. Erst zwei Monate vorher hatte unsere Familie Zuwachs bekommen, einen Jungen, den sie Thomas nannten. Nun stand Mutter mit 4 Kindern so ziemlich allein da. Außer ihrer Mutter hatte sie niemanden, der ihr mit uns helfen konnte. Und die war auch mehr ein Hindernis, als eine echte Hilfe. Die einzige wirkliche Hilfe, die sie bekam, aber nie zu würdigen wusste war die von Tante Hanna. Hatten wir Hunger, gingen wir zu ihr. Brauchten wir saubere Wäsche, bekamen wir sie von ihr. Und trotzdem bekamen wir immer wieder zu hören, wenn wir wieder oben waren, dass Hanna schlechten Einfluss auf uns hätte.

Hanna war es, die dafür sorgte, dass ich ein dreiviertel Jahr später in einer kirchlichen Einrichtung eine Kur bekam. Für mein Alter war ich nicht nur zu klein, sondern auch viel zu dünn. Im Juli fuhr ich für 4 Wochen nach Neudorf in den“ Bethlehem-Stift“. Ich hatte kein Heimweh, denn schließlich ging es mir dort sehr gut.

Es war das Ende der 1. Klasse und ich konnte bereits erste Briefe selbst schreiben, aber die Schrift Mutters konnte ich bis in meine Jugendzeit kaum lesen. Das lag wohl daran, dass sie nicht nur ziemlich krakelig war, sondern auch vor Fehlern strotze. An irgendeinem Tag im August bekam ich einen dieser Briefe. Ich saß im Schlafsaal auf meinem Bett und meine Erzieherin las mir den angekommenen Brief vor. Er enthielt ein Bild von Mutter und einem Baby. Ich erfuhr, dass ich am 31.07.1979 eine Schwester namens Doreen bekommen hatte. Ich habe gejubelt, denn schließlich hatte ich ja schon drei Brüder und nun endlich auch eine Schwester. Endlich!

Jahre später habe ich über diese Tatsache nicht mehr gejubelt. Irgendwann wurde auch mir bewusst, dass dieses Kind fast unmittelbar nach meinem Missbrauch gezeugt wurde, wahrscheinlich sogar auf einem sogenannten Ausgang zu Weihnachten. Wie viel Gewissen, wie viel Moral besaßen diese Leute, die sich meine Eltern nannten? Und wie viel Sinn für Gerechtigkeit besaß dieser Staat, einen Menschen, der Kinder schändet, nach so kurzer Zeit zu „beurlauben“ um neue in die Welt zu setzen?